Nicht nur das Motiv zählt… Manchmal sind es die Dinge im Hintergrund, die den Unterschied machen. Die Oberfläche, das Material, die Pflege. In diesem Beitrag zeige ich Dir, wie ich meine Brandmalerei mit Leinöl-Firnis pflege – Schritt für Schritt und ohne Firlefanz.

Die Brandmalerei endet nicht mit dem letzten Strich – manchmal beginnt danach ein fast unsichtbarer Teil der Arbeit. Holz lebt. Es atmet, verändert sich, trägt seine Geschichten weiter. Mit der richtigen Pflege bleibt Deine Kunst nicht nur schön, sondern auch fühlbar lebendig.
Bevor wir uns anschauen, wie das Ölen Schritt für Schritt funktioniert, gibt es ein paar einfache Dinge, die Du vorab wissen solltest.
Sicherheitsvorkehrungen
Bitte befolge unbedingt die folgenden wichtigen Hinweise beim Umgang mit Leinöl und Leinöl-Firnis:
- Vernetzung und Wärmeentwicklung: Leinöl und Leinöl-Firnis trocknen nicht im herkömmlichen Sinne, sondern vernetzen. Dabei entsteht Wärme.
- Selbstentzündungsgefahr: Die Wärme kann sich in textilen Stoffen stauen, was zur Selbstentzündung führen kann. Daher ist es wichtig, ölgetränkte Lappen auszubreiten, bis sie vollständig vernetzt und ausgehärtet sind.
- Sichere Entsorgung: Bewahre benutzte Tücher in einem Schraubglas auf und entsorge sie anschließend im Restmüll.
Unterschied zwischen Leinöl und Leinöl-Firnis
- Leinöl:
Ein reines Naturprodukt, das aus gepressten Leinsamen gewonnen wird.
Benötigt bis zu 2 Monate zum Aushärten.
- Leinöl-Firnis:
Gekochtes Leinöl mit zusätzlichen Zutaten, die das Trocknen beschleunigen.
Trocknet in etwa 3 Wochen (abhängig vom verwendeten Produkt).
Zusammengefasst lässt sich sagen: Leinöl benötigt länger zum Aushärten, während Leinöl-Firnis schneller trocknet und zusätzliche Inhaltsstoffe enthält.
Hinweis: Ich verwende Leinöl-Firnis von Oil-Natura. Es ist frei von Lösungsmitteln, und der getrocknete Anstrich ist unbedenklich für Mensch und Tier. Er entspricht der DIN EN 71-3 (Sicherheit von Kinderspielzeug) und der DIN 53160 (speichel- und schweißecht). Die geölte Oberfläche ist nach 1-2 Stunden staubtrocken und kann nach 16-24 Stunden überarbeitet werden. Eine vollständige Durchhärtung wird nach 21 Tagen erreicht. In dieser Zeit solltest Du Dein Schmuckstück schonend behandeln.

Tipp für kleine Mengen Leinöl-Firnis
Wenn Du nur hin und wieder kleinere Holzstücke ölst, brauchst Du meist keine große Menge Öl – und genau da wird’s schnell unpraktisch:
Am Ausguss der Originalflasche trocknet das Öl oft ein und bildet klebrige, bröckelige Rückstände. Die landen dann leicht auf dem Holz – und das will wirklich niemand.
Ich habe für mich eine einfache Lösung gefunden:
Ich fülle mir eine kleine Menge Leinöl-Firnis in ein kleines Glasfläschchen um – das ist viel handlicher und lässt sich sauber dosieren.
Wichtig dabei:
Leinöl-Firnis sollte dunkel gelagert werden. Falls Du keine Braunglasflasche zur Hand hast, kannst Du die Flasche einfach abdecken.
Ich stelle mein Fläschchen ins Regal und stülpe einen leichten Becher darüber – das schützt vor Licht und ist weniger fummelig als Umwickeln mit Papier oder Tuch.
♥︎Praktisch, unkompliziert – und keine Krümel mehr auf dem Holz.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Ölen
- Sauberkeit: Das Holz muss sauber, trocken und fettfrei sein.
- Auftragen: Trag das Öl gleichmäßig dünn (in Faserrichtung) mit Deinen Fingern, einem Pinsel oder einem Küchen- bzw. Baumwolltuch auf.
- Einwirkzeit: Gib dem Holz etwa 30 Minuten Einwirkzeit. Danach nimm überschüssiges Öl mit einem fusselfreien Baumwolltuch ab. Bei Buche reicht oft schon eine Einwirkzeit von 15–20 Minuten, da dieses Holz besonders schnell dazu neigt, Flecken zu bilden. Es ist wichtig, den Überschuss abzunehmen, damit das Öl vollständig aushärten kann und Deine Holzoberfläche später nicht klebrig wird.
- Überarbeiten: Nach ca. 16-24 Stunden kannst Du Dein geöltes Holz überarbeiten. Wenn Du mit den Fingern über Deine Holzoberfläche streichst, wirst Du möglicherweise merken, dass sie sich wieder etwas rauer anfühlt. Das ist normal und liegt daran, dass sich winzige Holzfasern durch das Ölen aufgerichtet haben. Nimm ein sehr feines Schleifpapier und streich sacht über Deine Holzoberfläche – achte dabei darauf, Deine Brandmalerei nicht zu beschädigen. Vergiss nicht, den Schleifstaub zu entfernen, bevor Du weitermachst.
- Wiederholen: Jetzt wiederhole den gesamten Vorgang des Ölens, solange bis Du mit dem Ergebnis zufrieden bist.
Idealerweise sollte Dein Holz zuvor eine schöne glatte Oberfläche erhalten haben. Aber wovon reden wir hier? Es geht um Deine Brandmalerei – natürlich hast Du es vorher geschliffen… ;-)
Hinweis zu Handschmeichlern: Wenn Du Handschmeichler ölst, vergiss nicht, nach dem Schleifen auch zu polieren – idealerweise mit 7000er Polierpapier oder noch feiner.




Nachölen – Wie oft, warum und wie?
Wie meistens, kommt es auch hier auf die Verwendung an. Ein Küchenbrett, das stark beansprucht wird und regelmäßig in Gebrauch ist, benötigt ein häufigeres Pflege-Update als ein Handschmeichler oder der Anhänger für Schmuck und Schlüssel.
Warum ist das wichtig?
- Schmuck: Schweiß und Creme können die Oberfläche angreifen.
- Schlüsselanhänger: Staub und Kratzer von Utensilien in der Handtasche können entstehen.
- Handschmeichler: Handschweiß und Staub setzen sich ab.
Wann ist es Zeit zum Nachölen?
Achte darauf, ob das Holz trocken aussieht oder sich rau anfühlt. Wenn Du diese Anzeichen bemerkst, ist es höchste Zeit für eine Auffrischung!
Ich empfehle, Handschmeichler sowie Holzanhänger (je nach Trageintensität) einmal im Jahr mit Leinöl-Firnis zu behandeln. Gehe dabei wie folgt vor:
- Vorbereitung: Das Holz muss sauber, trocken und fettfrei sein. Reibe es kurz mit einem Baumwolltuch ab und verwende danach sehr feines Schleifpapier (600-1000er Körnung). Achte darauf, nur ganz vorsichtig zu schleifen, um die Brandmalerei nicht zu beschädigen.
- Ölen: Jetzt kannst Du, wie zuvor beschrieben ölen.
Damit bleibt Dir die Freude an Deinen Kunstwerken lange erhalten!
Tipp beim Nachölen von Anhängern:
Umwickle das Baumwollband an einer kleinen Stelle mit Papier oder Klebeband und führe diese durch die Bohrung des Holzanhängers. So schützt Du das Baumwollband und verhinderst, dass es mit Öl getränkt wird.


Überblick: Farbveränderungen verschiedener Hölzer durch Leinöl-Firnis
-
Linde
• Unbehandelt: Weiß bis gelb
• Geölt: Honigfarben – weich und natürlich -
Buche
• Unbehandelt: Braun bis rotbraun
• Geölt: Intensiviert die warmen Töne – satter, kräftiger Ausdruck -
Eiche
• Unbehandelt: Hell- bis mittelbraun
• Geölt: Dunkelt leicht nach und betont die markante Maserung -
Nussbaum
• Unbehandelt: Dunkelbraun bis schokoladenfarben
• Geölt: Sattes, tiefes Braun mit viel Tiefe -
Kirsche
• Unbehandelt: Hellrot bis rötlich-braun
• Geölt: Vertieft den Farbton und bringt die Maserung schön zur Geltung -
Esche
• Unbehandelt: Hell bis beige
• Geölt: Wandelt sich zu einem warmen, goldgelben Ton -
Olivenholz
• Unbehandelt: Gelblich-braun mit dunkler Maserung
• Geölt: Lebendige Kontraste – die Zeichnung wird deutlich hervorgehoben -
Wacholder
• Unbehandelt: Hellbraun bis rötlich
• Geölt: Warmer, satter Farbton mit angenehmer Tiefe -
Kiefer
• Unbehandelt: Hellgelb bis blassbraun
• Geölt: Dunkelt nach und lässt die Maserung klarer hervortreten -
Fichte
• Unbehandelt: Blassgelb bis hellbraun
• Geölt: Vertieft den Farbton und verleiht der Struktur mehr Ausdruck
Nach dem letzten Tropfen Leinöl bleibt oft mehr zurück als eine geölte Oberfläche. Es sind die kleinen Rituale, die Verbindung zum Material, das Gefühl, etwas mit den eigenen Händen bewahrt zu haben. Manchmal ist es genau dieser stille Moment, der ein Stück besonders macht.

Ich hoffe, Du konntest ein paar nützliche Tipps mitnehmen – und vielleicht hast Du jetzt sogar ein bisschen Lust bekommen, Deinen Lieblingsstücken eine kleine Pflegeeinheit zu gönnen. Manchmal reicht schon ein bisschen Öl und ein Moment der Ruhe, um dem Holz – und sich selbst – etwas Gutes zu tun.
Wenn Du Fragen hast oder Dir an einer Stelle unsicher bist, schreib mir gern.
Und jetzt: Viel Freude beim Pflegen, Ölen und Staunen, wie schön Holz leuchten kann.
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